Auszeichnung

Die UN-Dekade Biologische Vielfalt hat am 23.02.2018 das Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben Naturerfahrungsräume1 (NER) in der Kategorie „Soziale Natur – Natur für alle“ ausgezeichnet. Aus diesem Vorhaben sind 3 Pilotflächen hervorgegangen. Die Wilde Welt an der Moorwiese in Buch ist eine dieser Flächen, auf denen Kinder die Natur wieder frei entdecken können. Im Gegensatz zu den in Buch bereits vorhandenen besonderen pädagogischen Angeboten der Umweltbildung, stellt der NER ein Flächenangebot dar, das von allen Kindern zu jeder Zeit und ohne Anmeldung genutzt werden kann - unabhängig davon, ob sie in Gruppen oder einzeln kommen. Natur kann hier nebenbei mit allen Sinnen entdeckt werden - ganz ohne Lehrplan.
Soziale Kontrolle ist aber dennoch nötig, um die Flächen vor der Ablage von Unrat zu bewahren. Aus diesem Grund wurde bei der Flächenauswahl für NER großer Wert auf die direkte Nähe einer Einrichtung gelegt, die mit Hilfe eines „Kümmerers“ Ordnung halten und einen Ansprechpartner stellen kann. Die neben dem betreuten Abenteuerspielplatz Moorwiese gelegene Fläche war daher prädestiniert für einen NER, denn auch die Ausstattung mit vielfältigen Strukturen war gegeben. Spielkultur Berlin-Buch e.V. ist es zu verdanken, dass aus der Brache mit dem lichten Birkenwäldchen eine erlebnisreiche Wilde Welt entstand. 2008 wurden wir auf das Thema aufmerksam, blieben beharrlich und meldeten die Fläche 2011 zusammen mit dem Bezirk Pankow für das E+E-Vorhaben an. Seit Ihrer Eröffnung im September 2016 besuchen immer mehr Kinder regelmäßig ihre Wilde Welt in Buch.
Während sich auf dem Abenteuerspielplatz nebenan eher ältere Kinder aufhalten, die sich vor allem in alten Handwerkstechniken und angeleiteten Aktionen ausprobieren, ziehen sich die kleineren für das freie Spiel in den NER zurück. Sie finden hier Ruhe, um ohne Kommentare von Erwachsenen die eigenen Ressourcen kennenzulernen. Wünschenswert wäre eine größere Fläche, da es im Sommer mit ca. 5000 m² schon eng werden kann. Die Erfahrung zeigt, dass besonders unterschiedliche Naturmaterialien die Kreativität der Kinder anregen. Die Natur ist immer gleich und doch jedes Mal neu - je nach Wetter oder Jahreszeit. Im Spiel ist bei den Kindern oft ein sogenannter “Flow-Zustand“ zu beobachten, der laut dem berühmten Hirnforscher Gerald Hüther den idealen Lernzustand beschreibt, in dem sich das Kind zwischen Spannung und Entspannung im Fließgleichgewicht befindet. Die Kinder spielen außerdem sehr viel in der Gemeinschaft und sogar Schulen fördern dies gezielt mit einem NER-Besuch. Erzieher berichten, dass die Kinder nach einem Aufenthalt im NER ausgeglichener sind.
Ulrich Gebhard, Erziehungswissenschaftler aus Hamburg, stellt fest, dass Kinder in Großstädten paradoxerweise gleichsam zu schwachen als auch zu starken Reizen ausgesetzt sind. Zum einen wird eine reizvolle Spielumwelt, wie man sie auf Brachflächen finden kann, durch die zunehmende Nachverdichtung in den Städten immer seltener. Zum anderen werden Kinder durch z.B. Lärm oder die mediale Wirkung überreizt, was nicht selten die Entwicklung nervöser Symptome zur Folge hat. Naturerfahrungsräume sollen Kindern wieder den Naturkontakt in ihrer Wohnumgebung ermöglichen und so zu einer gesunden Kindesentwicklung und zum Erwerb von z.B. sozialer und Risikokompetenz beitragen.


Kompetenzteam „Soziale Natur – Natur für alle“

Im Bundesumweltministerium in Berlin fand am 26. September das erste Treffen des neuen UN-Dekade-Kompetenzteams „Soziale Natur – Natur für alle“ statt. Und wir sind dabei.

Hier ist ein Link zu weiteren Informationen.